Rückblick & Highlights Gentlemen’s Evening // März 2015. Ein wahnwitzig entspannter Abend im ♡ Séparée mit viel Rauch, viel Torf im Glas und vielen anscheinend längst vergessenen Traditionen im engsten Kreis des Vertrauens. Ein Gastbeitrag von Niki Pförringer.
Ein Münchner Club. Gibt es mondäne Ecken in München, dann ist die ehemalige Bayerische Börse sicherlich eine davon. Wo früher die Aktien übers Parkett flogen, fliegen seit 2010 die Fetzen auf dem Dancefloor im Münchner Dauerbrenner, dem H E A R T. Ein Platz, scheinbar ohne Ruhe, an dem es sich nicht nur vorzüglich essen lässt, und meist der Flirt und der Drink im Mittelpunkt stehen, statt des tiefsinnigen Gesprächs.
Doch halt – die Abweichung von der Norm, das Unerwartete ist es, das uns heiß macht, das unsere Neugier weckt. So war es in der Tat an diesem Abend. Schon die Einladung im ominösen schwarzen Umschlag, der rauchende Affe im englischen Tweed, regte die handverlesene Schar an Gentlemen im Vorfeld zum Nachdenken an. Wer mochte das wohl sein, wer sind diese fünf Herren, die da einladen und wieso ins Heart? Was mag sich wohl hinter dem Begriff „Heart Separee“ verbergen?
Was bis dato in einem der ruhigeren, grüneren Teile Münchens in einer privaten Lounge begann, das wuchs an diesem Abend im März im zweiten Stock des Heart in eine neue Dimension. Bereits zum neunten Mal sammelten sich die Herren, um Zigarre und Whiskey zu frönen. Es galt Wein und Gesang zu besprechen, das Weib an sich wurde vorerst ausgeklammert. Diageo entsandte gleich zwei Experten für seine Spirituosen, um die Herren in die tieferen Weihen von Rum und Whiskey zu entführen, das Münchner Traditionshaus Zechbauer verwöhnte Gaumen und Lunge mit feinstem Tabak aus der Dominikanischen Republik.
Den Dresscode „British Elegance – anything goes with a proper tie“ verstand jeder der großen Buben auf seine Art und Weise zu interpretieren. So fanden sich Golfer in roten Hosen und dunklem Blazer, Ärzte im Tweed Dreiteiler aus Knickerbocker, Weste und Jackett mit abgestimmtem schottischem Jagdstrumpf ebenso wie bayerische Trachtler. Das Schönste an dem Abend: das Testosteron ist da, jedoch ruhen die Waffen, der Jagd(be)trieb beschränkt sich zu Beginn auf den nächsten Gin and Tonic sowie feinstes Bockbier, passend zur Jahreszeit aus der Spezialitätenbrauererei Schmidmayer. Ja, der Bräu von Siegenburg, der Boss dieses Brauereijuwels, er war höchstpersönlich angereist um das fesche Holzfass eigenhändig anzustechen. Schnell fallen alle Barrieren, es wird über die Hasenjagd, Hedgefonds und Holzboote diskutiert. Die Gespräche entspinnen sich, die Gäste entspannen sich und das Erstaunliche: keine piepsenden Damenstimmen unterbrechen all diesen gelebten und geliebten männlichen Chauvinismus. In der britisch anmutenden Bibliothek des Separees wurde eifrig mit Worten und Glut jongliert, so manche Visitenkarte getauscht oder einfach nur der beeindruckende Blick über den illuminierten Stachus genossen.
Bestens gestärkt durch das legendäre H E A R T Tatar sowie eine feine Auswahl an Fleisch und Käse in jeder Form ebbten Durst und Gespräche nie ab. Die kurze Begrüßung der Gastgeber mit jagdlichen Anspielungen sowie Münchner Anekdoten erklärte den Neuligen worum es ging und wohin die Reise des Abends gehen konnte.
Doch was wäre so ein Abend ohne seinen krönenden Abschluss? Wie von den Gastgebern versprochen sollten die hungrigen Jäger nicht unter sich bleiben, dazu lag der Ort viel zu fesch. Nachdem die nächsten Motorradtouren geplant, die Ausflüge zum Verbrennen von Schrot, Benzin und Kerosin besprochen und Brücken zwischen Wien, Zürich, London, New York, Berlin und dem geliebten Oberbayern geschlagen, sollte der Abend sich zu wandeln verstehen. All dieses junge Testosteron, die Bayerisch beflügelten Hormone aus Nah und Fern wollten nicht länger gezügelt werden. Die Locals wussten, über welch einem Goldschatz sie nicht nur im übertragenen Sinne sondern auch räumlich saßen, die Neuen waren bereits mehr als angestachelt von deren Berichten. Und so war der Abschied kurz nach der Geisterstunde eine bittersweet symphony. Hieß es doch Abschied nehmen vom gediegenen Ambiente bei der Zigarre in der Bibliothek, hieß es doch diese entspannende Intimität zu beenden.
Doch rasch wurde allen klar, dieser Abstieg war nur ein räumlicher, jedoch im übertragenen Sinne ein Aufstieg in den Club, wo die Tische sich bereits reich gedeckt fanden. Es zeigte sich ein wie stets bunt gemischtes und reichlich feschen Pendants zu den Herren wunderbar bereichertes Ambiente. Wer Locationwechsel kennt, der weiß es: Menschen lassen sich leicht transportieren, die Stimmung ist da diffiziler. Doch an diesem Abend wurde die Stimmung nicht nur mitgebracht, nein katalysiert und angeheizt mit dem Move. So verstanden es die Herren in Sekundenschnelle das Parkett zum Glühen zu bringen und eine Heerschar von der Donau angereister Ladies beflügelte nicht nur die Champagnerkorken zum Höhenflug. Und so ging es nach der zweiten Halbzeit in die Verlängerung und sogar das Ein-oder-andere Elfmeterschiessen. Gentlemen, keep the fire burning…
Wir bedanken uns ganz herzlich für die Unterstützung bei: Mike Dammbach ( www.diageo.com ), Ron Zacapa ( www.facebook.com/ZacapaRum ), Mortlach Whisky ( www.mortlach.de ), Michi Zechbauer ( www.zechbauer.de ), Simon Wittmann ( www.spezialitaetenbrauerei.de )
Photo Credit: Thomas Lehmann